Alle Jahre wieder darf man in Kreuzberg fremde Kulturen bestaunen, von rumänischen Zigeunern, über die linksdrehende Joghurtkultur bis hin zur stinknormalen Westberliner Trinkerkultur. Natürlich möchte ganz Berlin dabei sein, also Gedränge, Geschubse und dreckige Toiletten. Um diese Massenveranstaltung erträglich zu machen, gibt es an jeder Ecke Stände an denen man zu horrenden Preisen die verschiedensten alkoholischen Getränke erwerben kann, ja auch der Alkohol ist ganz ungeheuer multikulti, zur Auswahl stehen Mojito, Caipirinha und Bier!
Im übrigen is die Kultur mit der stärksten Präsenz dann auch die korrupte Händlerkultur. Aber das ficht uns urbane, hippe Szenekinder natürlich nicht, im Gegenteil - durch die immernoch und schon wieder absolut angesagte location (hallo? X-berg!), wird ein Event, das normalerweise nicht besser oder schlechter als ein schnödes Volksfest ist, zu einer trendy Veranstaltung, auf der man sich bitteschön sehen lässt.
Nachdem man im Vorfeld gefühlte zwanzig mal das Infoheftchen durchgeblättert hat, muss man einen Entschluss fassen und den trendig-hippen Freundeskreis zusammentelefonieren. Natürlich hat der hip-trendige Freundeskreis das selbe Programmheft durchgelesen und selbst die besten Wägen rausgesucht. Also erst mal Pläne vergleichen und Argumente vorweisen, warum MEIN Plan der Beste ist.
Wie man merkt, WIR sind Berlin, wie es die Springerkultur triefend treffend formulieren würde, wovon WIR uns aber distanzieren, WIR sind ja schließlich Berlin und nicht Papst, WM, Deutschland oder sonstwas. Im Großen und Ganzen ist der Karneval der Kulturen ein Ereignis, das Spaß macht, sich aber in seiner angesagten Wichtigkeit höher stellt, als es ist. Ein versoffener Sonntag in Kreuzberg ist schön und lustig, und das ist auch gut so, mehr aber nicht.
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