Freitag, 23. Oktober 2009

Ikea

Da ich mir einen neuen Kühlschrank gesucht habe, kommt dieser neue Beitrag erst so spät und da der neue Kühlschrank ja auch eingerichtet werden muss, hab ich mich auf den Weg zum nordischen Einrichtungsgott gemacht.

Damit der Einkauf bei Ikea zu einem milchschaumschlagenden Erlebnis wird, braucht man folgende Dinge:

1. Zeit. Man braucht garantiert länger als die dreieinhalb Stunden, die man für seine Shoppingtour zwischen zwei Terminen eingeplant hat. Selbst wenn man flüssig durch den Laden kommen sollte, spätestens an den Kassen ist Schluss.
2. Eine Begleitperson, die einen im letzten Moment davon abhält, die hässlichsten Deko-Ideen doch noch mitzunehmen "aus Spaß".
3. Ein Auto, denn man kauft immer sehr viel mehr ein als man denkt.
4. Viel Geld, denn man kauft immer sehr viel mehr ein als man denkt.

Was man hingegen nicht braucht, ist eine Einkaufsliste, denn man kauft ja doch immer sehr viel mehr ein als man denkt und seien es nur Teelichter. Am Schluss tauscht man eine gelbe mit Dekoartikeln vollgestopfte Tasche gegen eine blaue.

Auch ein Milchprodukt braucht ab und an eine kleine Stärkung. Natürlich hat Ikea das eingeplant und folglich scheffeln sie auch durch Essen eine Menge Kohlen. Im ganzen Einkaufsparadies riecht es daher nach Köttbullar. Man tritt auch überall auf knirschende Röstzwiebeln, in den Ecken lungern daimlutschende Kinder und dazwischen die Väter, die sich fröhlich Absolut-Vodka hinter die Binde kippen.

Apropos Kinder. Für diese ist ja das Kinderparadies vorgesehen, stattdessen wird der fleißeige Käufer ständig mit Durchsagen belämmert, von wegen "der kleine Marvin-Pascal-Kevin möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden!" In Wirklichkeit ist es so, dass Marvin-Pascal-Kevin niemals aus dem Kinderparadies abgeholt werden möchte, eigentlich hat der verwöhnte Kotzbrocken nur wieder Jacqueline-Chantal-Mandy mit Plastikbällen beworfen. An den Durchsagen erkennt man auch sofort welche der Paare um einen rum sich schon fortgepflanzt haben. Kaum wird der Lautsprecher angeschmissen stehen sie kurz ganz still und erst wenn klar ist, dass ein anderes Rotzgör was angestellt hat entspannen sich ihre nervösen Gesichtszüge wieder und ein leichtes Lächeln huscht ihnen übers Gesicht, sie sind so froh dass es nicht ihr Marvin-Pascal-Kevin ist.

Hab ich mir auch gekauft. Bei mir hat keine Schraube gefehlt und die Montage war so einfach, dass sogar ein vierjähriger H-Milchtrinker sie im Schlaf bewältigt hätte. Wer ernsthaft behauptet, dass ein Zusammenschrauben der Billigmöbel eine Heldentat sei, der möge sich doch bitte ein tiefes Locj graben und darin verschwinden.

Im Übrigen ist Billy nicht nur meistgekauft, sondern auch Geburtstag, er wird dreißig. Herzlichen Glückwunsch!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Beusselstraße

Ich möchte euch heute gerne die Beusselstraße vorstellen. Befindet man sich in Moabit geht es hier zur Autobahn, zum Flughafen und zu diversen Krankenhäusern, so kann man getrost behaupten, dass es sich bei der Beusselstraße um die Nabelschnur Moabits handelt.
Nur logisch, dass die Stadt beschlossen hat diese lebenswichtige Verbindung zur Außenwelt zur verkehrsberuhigten Zone zu erklären. Nur logisch, dass sich da niemand dran hält! Tag und Nacht rasen hier Fahrzeuge jeder Art mit beeindruckendem Tempo, mit oder ohne Sirene, laut hupend im Konvoi oder auch ganz für sich hindurch.
Da heute Sonntag ist macht die sonst so quirlige Straße leider einen etwas sehr ausgestorbenen Eindruck. Doch der Schein trügt- was hier aussieht wie verlassene und vergessene, gerade noch zum plündern gedachte Örtlichkeiten sind durchaus gut besuchte und beliebte Läden, die über ein schier erstaunliches Repertoire an Waren verfügen.
Orientalisches Feeling auf der Beusselstraße. Das repressive Element, das Klein-Beirut ausmacht ist überall zu spüren. Außer Selbstmordattentätern hat man schon alles gesehen, was den guten alten Nahen Osten so ausmacht. Aber die kommen bestimmt auch noch, es soll ja gewisse Drohungen gegeben haben, die in diese Richtung weisen. Ein Milchprodukt ist gespannt!
Gino. Wer ist Gino? Wieviele Generationen von H-Milchtrinkern und anderem Gesocks haben sich das schon gefragt? Achtet auf den Bauchnabel der abgebildeten Dame, denn dort prangt der Schriftzug, der von Ginos Rückkehr kündet. Ein mysteriöses Rätsel, das ziemlich unlösbar ist, Paschas Harem hat nämlich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr geöffnet.

Wie ihr seht ist die Beusselstraße ein Ort zum erkunden und eine Meile zum Flanieren. Wer hier wohnt oder aufwächst kennt hier noch seine Nachbarn, viele Menschen sind schon seit den Fünfzigern heimisch. Und wer in dieser Dreißigerzone noch nicht von rücksichtslosen Rasern totgefahren wurde, den wird es wohl nicht mehr woanders hin verschlagen.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Kleiner Tiergarten

Und weiter geht es mit den Moabiter Eindrücken, hier also Folge 5:

Liebe Milchproduktliebhaber, da es nun Herbst ist, habe ich in meinem Kühlschrank gewühlt und mir einen neuen Pulli übergezogen, ich hoffe es gefällt. Da wir schon bei Neuerungen sind: im kleinen Tiergarten gibt es einen neuen Automaten! Diabetiker brauchen sich ab sofort keine Sorgen mehr zu machen, wenn sie unterwegs bemerken, dass sie ihre Spritzen für das gute Insulin zuhause haben liegenlassen.

Für nur ein paar Groschen kann man sich alles Nötige kaufen! Kanülen 50 Cent und Spritzen 1 Euro - ich finde das ist ein hervorragender Deal.

Auch für unsere Nachwuchsmilchtrinker hat die Wohlfühloase kleiner Tiergarten so einiges zu bieten. Hier sieht man das Hinweisschild zu einem der zahlreichen Spielplätze. Die Stadt Berlin war sogar so freundlich etwas gegen die Rattenplage zu unternehmen. Giftköder liegen wahllos verstreut im Gebüsch.

Ebenso andere Zeugnisse des menschlichen Vergnügens. Auf diesem Spielplatz ist anscheinend nachts Hochbetrieb.
Eher eine andere Art von Köder. Leere Spritzen schmücken den ansonsten kargen Untergrund. Für jeden gibt es hier etwas zu entdecken! Warum nicht mal eine Spritzen-Schnitzeljagd (Spritzeljagd) veranstalten?

Zu guter Letzt noch ein Hinweis, falls ihr vorhabt den Spielplatz als solchen zu benutzen: Spielgeräte (Schaukel, Rutsche, Sandkästen etc.) muss man leider von zu Hause mitbringen, aber für die lieben Kleinen sollten weder Kosten noch Mühe gescheut werden!



Freitag, 2. Oktober 2009

Videoworld

Moabiter Eindrücke Folge 4:

Traurig aber wahr- neben einer kleinen schlechter gelegenen Videothek , ist Videoworld in der Beusselstraße der alleinige Herrscher über etwa 1000 Stunden mehr oder weniger schlechte Unterhaltung. Ok, vielleicht sind es auch mehr als tausend Stunden, jedenfalls wenn man die Pornos mitzählt. Wenig Auswahl zu Höchstpreisen ist hier das Motto. 2 Euro pro Tag und Film, 2 Filme über Nacht also 8 Euro, was wiederum fast ein Kasten Bier ist und das in einem Viertel indem Hartz4 die Haupteinnahmequelle ist. Falls die Preise nicht ausreichen einen komplett zu irritieren, dann schafft es die undurchschaubare Art und Weise wie Filme hier einsortiert werden. Vorne bei den Neuheiten, stehen neben Familienkomödien gerne blutige Splatterfilme ab 18, während man im hinteren Teil, der nur für Personen ab 18 zugänglich ist, durchaus nette Filme für Menschen ab 12 findet. Ich habe mich natürlich erkundigt wie sowas zustande kommt, die unbefriedigende Antwort möchte und kann ich hier nicht wiedergeben, denn sie wissen nicht was sie tun!

Unter der Rubrik "Prominenz" hier noch ein kurzer Beitrag:

Der Videothekentyp: Die Nettigkeit dieses Menschen soll lediglich über die schlechte Auswahl und die von einem komplett Irren kreirten Preise hinwegtäuschen. Er ist meist anzutreffen im Monopol der Videotheken, im Videoworld Beusselstraße. Je blutiger der Film desto freudiger seine Kommentare. Man kann sagen er ist ein Lichtblick im Dunkel der Kundenfreundlichkeit von Moabit.